Viele kennen es: Man startet voller Vorfreude mit einem neuen Produkt, und plötzlich blüht die Haut auf – aber nicht im positiven Sinn. Jetzt stellt sich die Frage: Handelt es sich um das berüchtigte „Purging“ oder ist es eine echte Unverträglichkeit? Genau darum geht es in diesem Artikel: Wir erklären die Unterschiede, wie du im akuten Fall reagieren solltest und welche Inhaltsstoffe typischerweise ein Purging auslösen können.
Was bedeutet Purging?
Unter Purging versteht man eine vorübergehende Verschlechterung der Haut, wenn ein Wirkstoff die Zellerneuerung beschleunigt. Verstopfungen, die sonst erst nach Wochen sichtbar geworden wären, gelangen schneller an die Oberfläche. Das Ergebnis sind zunächst mehr Unreinheiten, bevor sich das Hautbild langfristig verbessert. Wichtig zu wissen: Purging ist kein medizinischer Fachbegriff, sondern ein Ausdruck, der aus der Skincare-Community stammt.
Typische Wirkstoffe, die Purging auslösen können, sind Retinoide wie Retinol oder Tretinoin. Sie regen die Hauterneuerung stark an und sind gleichzeitig sehr effektiv im Anti-Aging. Auch chemische Peelings wie AHA (z. B. Glykolsäure, Milchsäure) oder BHA (Salicylsäure) können in den ersten Wochen für mehr Unreinheiten sorgen, bevor sich die Haut anpasst. Weitere Beispiele sind Azelainsäure, die keratolytisch wirkt, oder Benzoylperoxid, das zwar oft Irritationen verursacht, aber streng genommen nicht klassisches Purging auslöst.
Beispiele aus K-Beauty sind etwa die COSRX Retinol 0.1 Cream, das COSRX BHA Blackhead Power Liquid oder der Some By Mi AHA-BHA-PHA 30 Days Miracle Toner.
Was bedeutet Unverträglichkeit?
Im Gegensatz dazu handelt es sich bei einer Unverträglichkeit um eine negative Reaktion der Haut auf einen Inhaltsstoff. Diese bessert sich nicht von selbst, sondern verstärkt sich, solange das Produkt weiter verwendet wird. Typische Anzeichen sind Brennen, Juckreiz, großflächige Rötungen oder sogar kleine Pusteln und Ausschlag an Hautstellen, die normalerweise unproblematisch sind. Auch extreme Trockenheit, Schuppenbildung oder ein starkes Spannungsgefühl können auftreten. Erst wenn das auslösende Produkt abgesetzt wird, beruhigt sich die Haut wieder.
Purging oder Unverträglichkeit – die Unterschiede im Überblick
Die folgende Übersicht hilft, die beiden Reaktionen voneinander abzugrenzen:
Merkmal | Purging | Unverträglichkeit |
---|---|---|
Ursache | Wirkstoff beschleunigt Zellerneuerung | Empfindlichkeit oder allergische Reaktion |
Hautbild | Kleine Pickelchen, meist in Problemzonen | Rötungen, Ausschlag, Brennen oder Jucken |
Lokalisation | An Stellen, wo sonst Unreinheiten entstehen | Auch an ungewöhnlichen Hautpartien |
Verlauf | Beginnt in den ersten Wochen und bessert sich mit der Zeit | Bleibt bestehen oder verschlechtert sich |
Was tun bei akuten Reaktionen?
Egal ob Purging oder Unverträglichkeit – wenn deine Haut stark reagiert, ist es wichtig, schnell zu handeln. Pausiere das neue Produkt zunächst und reduziere deine Routine auf das Nötigste: einen milden Cleanser, eine schlichte Feuchtigkeitspflege und Sonnenschutz. Verzichte auf weitere aktive Wirkstoffe, bis sich deine Haut beruhigt. Beruhigende Inhaltsstoffe wie Centella Asiatica, Panthenol oder Beta-Glucan können die Hautbarriere unterstützen. Falls der Zustand schlimmer wird oder länger anhält, ist es ratsam, eine Hautärztin oder einen Hautarzt aufzusuchen.
Neue Produkte richtig einführen
Ein häufiger Fehler besteht darin, mehrere neue Produkte gleichzeitig zu starten. Kommt es dann zu Irritationen, ist es fast unmöglich herauszufinden, welches Produkt die Ursache war – oder ob es die Kombination war. Besser ist es, immer nur ein neues Produkt schrittweise einzuführen. Starte beispielsweise mit zwei- bis dreimal pro Woche, in kleiner Menge (erbsengroß), und beobachte die Hautreaktion. Besonders bei potenziell irritierenden Stoffen wie Retinoiden kann die „Sandwich-Methode“ helfen: erst Feuchtigkeit, dann der Wirkstoff, anschließend wieder Feuchtigkeit. So wird die Haut weniger belastet und kann sich langsam anpassen.
Wichtiger Hinweis zur EU-Regulierung
Ab dem 1. November 2025 gelten in der EU neue Höchstmengen für Vitamin-A-Derivate in Kosmetika (gemessen als Retinol-Äquivalent, RE): maximal 0,3 % RE in Gesichtspflege und Handcremes sowie 0,05 % RE in Körperlotionen. Ab diesem Datum dürfen Produkte, die diese Vorgaben überschreiten, nicht mehr neu in Verkehr gebracht werden. Ab dem 1. Mai 2027 dürfen sie auch nicht mehr verkauft werden.
Fazit
Purging ist eine normale Anfangsreaktion auf bestimmte Wirkstoffe und zeigt sich durch vorübergehende Unreinheiten. Unverträglichkeit dagegen ist ein klares Warnsignal der Haut und bessert sich nicht, solange das Produkt weiterverwendet wird. Die wichtigste Regel lautet daher: bei starken Reaktionen Produkte pausieren, die Haut beruhigen und neue Produkte immer langsam und einzeln einführen. So erkennst du am besten, was deiner Haut wirklich guttut – und vermeidest unnötige Rückschläge in deiner Skincare-Routine.