Säuren richtig anwenden: AHA, BHA und PHA erklärt
Säuren gehören zu den wirksamsten Inhaltsstoffen in der modernen Hautpflege. Richtig eingesetzt können sie fahle Haut wieder zum Strahlen bringen, verstopfte Poren klären und feine Linien glätten. Doch so groß der Nutzen auch ist – falsch angewendet können sie schnell zu Irritationen führen. In diesem Artikel erfährst du, wie die drei wichtigsten Säuren in der Hautpflege - AHA, BHA und PHA - wirken, worin sie sich unterscheiden und wie du sie Schritt für Schritt sicher in deine Routine integrierst.
Was sind AHA, BHA und PHA?
Hinter den Abkürzungen verbergen sich drei verschiedene Gruppen von Exfoliants, die jeweils auf ihre eigene Weise abgestorbene Hautzellen lösen und die Zellerneuerung anregen.
AHA (Alpha-Hydroxy-Säuren) wie Glykolsäure oder Milchsäure sind wasserlösliche Säuren, die an der Hautoberfläche abgestorbene Zellen lösen und so für ein glatteres Hautbild sorgen. Sie können die Hautstruktur verbessern, leichte Pigmentverschiebungen (z. B. durch Sonne oder Pickelmale) reduzieren und die Haut frischer wirken lassen. Studien zeigen zudem eine unterstützende Wirkung bei Feuchtigkeitsbindung und eine leichte Verbesserung feiner Linien – allerdings ohne nachhaltige „Faltenbeseitigung“.
BHA (Beta-Hydroxy-Säure) – in der Hautpflege fast immer Salicylsäure – kann in die Poren eindringen, wo sie abgestorbene Zellen und Talgreste löst. Dadurch werden Poren gereinigt und das Hautbild wirkt klarer. Salicylsäure wirkt zusätzlich entzündungshemmend, was bei entzündlichen Pickeln hilfreich sein kann. Einen echten antibakteriellen Effekt wie Benzoylperoxid besitzt sie jedoch nicht.
PHA (Polyhydroxy-Säuren) wie Gluconolacton oder Lactobionsäure (Zuckersäure) haben eine ähnliche Wirkung wie AHAs, besitzen aber größere Moleküle. Sie dringen langsamer in die Haut ein und gelten deshalb als milder. PHAs lösen abgestorbene Hautzellen sanft, wirken antioxidativ und feuchtigkeitsspendend. Trotz ihrer besseren Verträglichkeit können sie in höheren Konzentrationen ebenfalls zu Reizungen führen.
Für wen eignet sich welche Säure?
Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, die Säure zu wählen, die zu deinem Hauttyp und deinen Hautzielen passt.
AHAs sind sinnvoll für Haut, die fahl wirkt, zu Trockenheit neigt oder unter Pigmentunregelmäßigkeiten leidet. Sie werden oft bei lichtgeschädigter Haut eingesetzt und können für reifere Hauttypen durch die verbesserte Hautstruktur vorteilhaft sein. Milchsäure gilt als mildere Variante, während Glykolsäure stärker, aber auch irritierender wirken kann.
BHA eignet sich besonders für fettige Haut, verstopfte Poren, Mitesser und Akne. Auch bei Mischhaut ist es eine gute Wahl, da es in den öligen Bereichen wirksam gegen Unreinheiten vorgeht. Aber Vorsicht: Jede Mischhaut reagiert anders – manche vertragen BHA im ganzen Gesicht, andere nur in der T-Zone oder in niedrigerer Konzentration. Sogar trockenere Haut mit vereinzelten Unreinheiten kann profitieren, wenn parallel auf eine gute, feuchtigkeitsspendende und barrierestärkende Pflege geachtet wird.
PHAs sind eine Option für Menschen mit empfindlicher Haut, die auf AHA oder BHA oft gereizt reagieren. Sie können ein Einstieg in die chemische Exfoliation sein. Bei Hautkrankheiten wie Rosazea oder Neurodermitis sollte ihr Einsatz jedoch individuell abgewogen und idealerweise ärztlich begleitet werden, da selbst PHAs nicht in jedem Fall gut vertragen werden.
So setzt du Säuren richtig ein
Damit Säuren ihre volle Wirkung entfalten, kommt es auf die richtige Anwendung an. Diese fünf Regeln helfen dir, typische Fehler zu vermeiden:
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Anfänger starten langsam. Beginne mit einer niedrigen Konzentration und nur 1 bis 2 Anwendungen pro Woche. Säuren lösen abgestorbene Hautzellen an der Oberfläche, und die Haut braucht Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Wer zu schnell zu viel will, riskiert Rötungen, Schuppung und eeine geschwächte Hautbarriere.
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Die richtige Reihenfolge zählt. Trage Säuren nach der Reinigung direkt auf trockene Haut auf, bevor Seren oder Cremes folgen. So können sie ihre Wirkung optimal entfalten. In Ausnahmefällen, etwa wenn sehr empfindliche Haut selbst damit stark reagiert, kann man testweise zuerst eine dünne Schicht Feuchtigkeitspflege auftragen („Buffering-Methode“). Dadurch wird die Wirkung abgeschwächt, was aber den Einstieg erleichtern kann.
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Nie mehrere Exfoliants gleichzeitig. Mehrere Exfoliants gleichzeitig zu verwenden (z. B. AHA-Toner plus BHA-Serum und zusätzlich ein PHA-Produkt) kann die Haut schnell überfordern und die Barriere schwächen. Für Einsteiger:innen ist es besser, zunächst mit nur einem Produkt zu starten und die Reaktion der Haut zu beobachten. Fortgeschrittene Anwender:innen können – vorsichtig und in niedrigen Konzentrationen – auch Kombinationen nutzen, sollten aber genau auf die Hautsignale achten.
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Auf die Signale der Haut hören. Leichtes Kribbeln oder minimale Trockenheit zu Beginn ist normal, starke Rötungen, Brennen oder schuppige Stellen sind es nicht. In diesem Fall: sofort pausieren und die Haut mit beruhigender, feuchtigkeitsspendender Pflege unterstützen, bevor du die Anwendung fortsetzt.
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Sonnenschutz ist Pflicht. Chemische Exfoliants – vor allem AHAs – erhöhen die Lichtempfindlichkeit der Haut. Ein täglicher Breitband-Sonnenschutz ist daher unverzichtbar - siehe auch unseren ausführlichen Artikel zum richtigen Sonnenschutz. Ohne ihn können Pigmentflecken sogar verstärkt werden – genau das Gegenteil dessen, was eigentlich erreicht werden soll.
Häufige Fehler vermeiden
Viele Fehler im Umgang mit Säuren lassen sich leicht vermeiden.
Ein typisches Problem ist die gleichzeitige Nutzung mehrerer Produkte, die AHA, BHA oder PHA enthalten. Das verspricht zwar mehr Wirkung, führt jedoch bei den meisten Hauttypen zu Überpflege, Irritationen und einer geschwächten Hautbarriere. Deshalb empfiehlt es sich, immer mit einem einzelnen Produkt zu starten und die Hautreaktion genau zu beobachten.
Auch die zu schnelle Steigerung der Konzentration ist ein klassischer Stolperstein. Schon Seren mit 5% AHA oder 2% BHA können über Wochen deutlich wirken. Hochdosierte Produkte mit 15–20% AHA sind zwar freiverkäuflich, jedoch eher für erfahrene Anwender:innen und gelegentliche Anwendung geeignet, da sie die Haut schnell überfordern können.
Ebenso problematisch ist es, die Haut trotz sichtbarer Irritationen weiter mit Säuren zu behandeln. Leichte Trockenheit oder ein kurzes Kribbeln zu Beginn sind normal, aber Rötungen, starkes Brennen oder schuppende Stellen sind klare Signale, eine Pause einzulegen und die Haut zu beruhigen. Hautpflege soll die Haut unterstützen – nicht belasten.
Worauf du bei Produkten achten solltest
Beim Kauf lohnt sich ein Blick auf die Konzentration und die Formulierung. Für AHA gilt: 5 % sind für Anfänger:innen ein guter Einstieg, 8–10 % eignen sich für Fortgeschrittene. Produkte mit höheren Konzentrationen über 15% bis 20% sind meist intensive Peelings, die nur selten und besser unter professioneller Anleitung verwendet werden sollten, da sie die Haut stark belasten können.
BHA ist in frei verkäuflichen Produkten meist mit 1–2 % enthalten und völlig ausreichend für eine wirksame Anwendung. PHA ist mit 3–7 % im Handel erhältlich und sehr gut verträglich.
Auch der pH-Wert spielt eine Rolle. Damit die Säuren wirksam sind, muss die Formulierung leicht sauer sein (etwa pH 3–4). Hochwertige Produkte sind darauf abgestimmt, sodass du dich in der Regel nicht selbst darum kümmern musst.
Wann du vorsichtig sein solltest
Nicht jede Haut verträgt Säuren gleich gut. Wer unter einer stark geschädigten Hautbarriere (mehr dazu in diesem Blogartikel), offenen Wunden, Ekzemen oder aktiver Rosazea leidet, sollte besser vorsichtig sein und im Zweifel Rücksprache mit einer Hautärztin oder einem Hautarzt halten. Auch in Schwangerschaft und Stillzeit gilt Zurückhaltung, insbesondere bei hochdosierten Peelings.
Fazit
AHA, BHA und PHA sind wertvolle Werkzeuge in der Hautpflege, wenn sie bewusst eingesetzt werden. Entscheidend ist, die Säure auszuwählen, die zum eigenen Hauttyp passt, mit niedriger Konzentration zu starten und der Haut Zeit zur Eingewöhnung zu geben. Wer dabei Geduld mitbringt und konsequent Sonnenschutz verwendet, kann mit Säuren sichtbare Verbesserungen erzielen – von glatterer Haut über weniger Unreinheiten bis hin zu einem frischeren, ebenmäßigeren Teint.